Klimaschutz in Ordinationen – Ergebnisse einer aktuellen Studie

Der Klimawandel stellt auch für die Gesundheit eine Bedrohung dar; so führt er beispielsweise zu vermehrten Hitzewellen, einer Verlängerung der Pollensaison und höheren Feinstaubbelastungen.1 Die Vereinten Nationen sprechen von einem globalen Notfall.2 Aufgrund der immer deutlicheren Auswirkungen des Klimawandels wird die Notwendigkeit einer Reduktion der Treibhausgasemissionen – auch im Gesundheitswesen – vermehrt thematisiert. Doch über die Haltung der niedergelassenen Ärztinnen und Ärzte zum Thema CO2-Reduktionen in Ordinationen ist bislang wenig bekannt. Eine aktuelle Studie aus Deutschland will dies nun ändern.3

Aufbau der Studie

In einer Online-Umfrage, die zwischen Oktober 2020 und Februar 2021 stattfand, wurden niedergelassene Ärztinnen und Ärzte in Deutschland befragt. 1.683 Teilnehmende beantworteten 39 Fragen, die sich um die Bereiche Energie, Mobilität, Gebrauchsmaterialien, Finanzen und Patientenberatung drehten. Erhoben wurden Daten zum Ist-Zustand sowie zu der Bereitschaft, den Hürden und den Wünschen hinsichtlich Klimaschutz in Arztpraxen.

Große Bereitschaft zur Umsetzung klimafreundlicher Maßnahmen

83% der Befragten stuften den Klimawandel als dringendes Problem ein, das sofortiges Handeln erfordere. Für Klimaschutz in ihren Ordinationen fühlten sich 87,9% zuständig. Die Teilnehmenden zeigten große Bereitschaft zur Umsetzung klimafreundlicher Maßnahmen. Doch viele beklagten fehlende Information und mangelnde Unterstützung durch Berufsverbände. Auch finanzielle Mehrausgaben wurden als Hürde genannt. Der Großteil der Befragten forderte die Entwicklung von klimafreundlichen Strategien durch Politik und Institutionen. Mehr als drei Viertel stimmten zu, dass Instrumente zur Erfassung des CO2-Fußabdrucks von Arztpraxen und Medikamenten entwickelt werden sollten.

Schlussfolgerung der Studie

Angesichts der Klimaziele und der hohen Bereitschaft der niedergelassenen Ärztinnen und Ärzte zu Klimaschutzmaßnahmen in Ordinationen ist eine berufspolitische Unterstützung bei einer klimafreundlichen Transformation des Gesundheitswesens notwendig. Dazu gehören beispielsweise Handlungsempfehlungen und finanzielle Förderungen. Begleitende Studien sollten für zusätzliche Evidenz sorgen und die Entwicklung effektiver Maßnahmen zur Einsparung von Treibhausgasemissionen in Arztpraxen unterstützen.

1 Watts N, Amann M, Arnell N, et al. The 2020 report of The Lancet Countdown
on health and climate change: responding to converging crises. Lancet 2021,
http://dx.doi.org/10.1016/S0140-6736(20)32290-X

2 Intergovernmental Panel on Climate Change, Global Warming of 1.5 (C: An IPCC
Special Report on the impacts of global warming of 1.5 (C above pre-industrial
levels and related global greenhouse gas emission pathways, in the context of
strengthening the global response to the threat of climate change, sustaina-
ble development, and efforts to eradicate poverty. 2018. https://www.ipcc.ch/sr15/

3 Mezger NCS, Thöne M, Wellstein I, Schneider F, Amand NL, Führer G, Clar C, Kantelhardt EJ. Klimaschutz in der Praxis – Status quo, Bereitschaft und Herausforderungen in der ambulanten Versorgung. Zeitschrift für Evidenz, Fortbildung und Qualität im Gesundheitswesen 2021; 166: 44-54. https://doi.org/10.1016/j.zefq.2021.08.009