Nachhaltigkeit in Arztpraxen ist unser Kaffee ;)

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Wie umweltschädlich sind Kaffee-Kapseln bzw. gibt es nachhaltigen Kaffee-Konsum?

Wer täglich eine Tasse oder vielleicht sogar zwei oder drei Tassen Kaffee trinkt und dafür eine Kapselmaschine verwendet, der merkt schnell: Da kommt so einiges an Müll zusammen! Zudem sind auch noch viele der Kapseln aus Aluminium. Was macht das mit der persönlichen CO2-Bilanz?

Nach wie vor gehört Kaffee zu den beliebtesten Heißgetränken. Der Kaffeekonsum steigt seit Jahren an – und zwar weltweit, auch in Österreich. In Österreich wird pro Person im Schnitt sieben kg Kaffee pro Jahr getrunken. Das sind fast drei Tassen Kaffee täglich – damit liegen wir hierzulande im europäischen Spitzenfeld. (Quelle: https://kaffeeverband.at/oesterreichischer-kaffeemarkt-in-zahlen/).

Doch die Ökobilanz von Kaffee fällt schlecht aus: Anbau, Transport und Zubereitung verursachen rund 50-100 Gramm CO2. Bei den verschiedenen Zubereitungsarten gibt es durchaus Unterschiede in Sachen Umweltschädlichkeit.

Doch hier zuerst mal ein Blick auf den Kaffeekonsum in Österreich:

So trinken Herr und Frau Österreicher ihren Kaffee am liebsten

  • In Österreich trinken rund 86% der Menschen Kaffee.
  • Durchschnittlich werden pro Person ca. 162 Liter Kaffee pro Jahr konsumiert.
  • Dabei trinken die meisten Menschen zwei Tassen am Tag.
  • 63% trinken Kaffee zu Hause, 27% am Arbeits- oder Ausbildungsplatz.
  • 46% bevorzugen für die Kaffeezubereitung zu Hause eine Kaffeekapselmaschine.
  • 45% verwenden am liebsten einen Kaffeevollautomaten – Tendenz steigend
  • 28% der Haushalte haben eine Filterkaffeemaschine in Betrieb.
  • 10% nutzen Espressokannen
  • 6 Prozent bereiten ihren Kaffee mit einer Siebträger-/ Einspannmaschine zu.
  • 5% verwenden eine French Press bzw. Kaffeepressen

(Quelle: Umfrage von marketagent: Kaffeereport 2020, erstellt gemeinsam mit De’Longhi)

Ökobilanz der Kaffeekapseln

Wenn nun also häufig Kaffeekapselmaschinen verwendet werden – wie sieht es bei der Ökobilanz eben jener Kapseln aus? Diese Frage stellen sich immer mehr Konsumentinnen und Konsumenten. Nespresso, Marktführer bei Kaffeekapseln, hat daher bereits 2017 beim Forschungsinstitut Quantis eine große Studie in Auftrag gegeben, die die Umweltverträglichkeit von Kapsel-, Filter- und Vollautomatenkaffee miteinander vergleichen sollte. Das – wenig überraschende – Ergebnis: Kaffeekapseln sind ökologisch nicht schlechter als andere Zubereitungsarten, in manchen Aspekten sogar besser. Die Berechnungen wurden von anderen Organisationen durchaus bestätigt, dennoch sind solche Ökobilanzen immer mit Vorsicht zu genießen, da einfach so viele Kriterien dabei eine Rolle spielen und nicht immer alle berücksichtigt werden, was das Ergebnis beeinflusst. Zudem wurde nicht die gesamte Studie veröffentlicht (dies hat Nespresso aus Wettbewerbsgründen abgelehnt), sondern nur eine Zusammenfassung.

Berücksichtigt wurden in der Ökobilanz die Faktoren Kaffeeanbau, Energieverbrauch der Maschinen und auch das Recycling von Kaffeekapseln. Gerade letzteres verbessert natürlich die Bewertung der Kapseln. Dabei kann sich aber weder Nespresso, noch ein anderer Hersteller wirklich sicher sein, wie viele ihrer verkauften Kapseln tatsächlich recycelt werden. Zwar ist Aluminium an und für sich gut recyclebar und bei Alt-Aluminium verringert sich der Energieeinsatz bei der Produktion (generell verbrauchen Alu-Kapseln in der Herstellung sehr viel Energie) um 90-95%, doch egal, wie hoch die Rückgabequote ausfällt: Die Produktion der Kaffee-Kapseln benötigt immer noch Neu-Aluminium, auch bei Alu-Recyclingprodukte.

Und all jene, die damit argumentieren, viele Kaffeekapseln würden ja von den Kaffeetrinkern selbst in anderer Form weiterverwendet, z.B. beim Basteln, sei die Frage gestellt: Und wie viele dieser Bastelprodukte landen dann eben doch irgendwann im Müll?

Ökosünder Aluminium

Die Aluminiumverpackung der Kapseln hat den Vorteil, dass das Kaffeearoma gut erhalten bleibt. Doch Aluminium verbraucht wie bereits erwähnt viel Energie in der Herstellung: Für die Gewinnung von ca.1 kg Aluminium aus Bauxit wird ein enormes Maß an Energie benötigt. Der Stromverbrauch beträgt rund 14 Kilowattstunden, allein dabei werden 8 kg Kohlendioxid frei. Aus diesem 1 Kilogramm lassen sich rund 1.000 Alukapseln formen.

Für die ca. acht Milliarden verkauften Kaffeekapseln Kapseln, die derzeit pro Jahr weltweit verkauft werden, benötigt man also mindestens 8 Millionen kg Aluminium.

Dazu kommt der Abbau des Ausgangsmaterials Bauxit, die Abholzung des Regenwaldes und die Entstehung von giftigem Rotschlamm… Es wäre also durchaus erstrebenswert, weniger Aluminium zu produzieren.

Gibt es Alternativen?

Welche Kaffeezubereitung sollte man also einsetzen, um möglichst umweltfreundlich zu agieren?

  • Kaffeekapseln aus Plastik: Tchibo beispielsweise bietet Kaffeekapseln aus Plastik an, genauer gesagt sogar aus recyclefähigem Polypropylen-Kunststoff ohne Aluminium. Aber auch hier stellt sich die Frage, wie gut das Recycling über den gelben Sack funktioniert…
  • Kompostierbare Kaffeekapseln scheinen derzeit leider ebenfalls keine Lösung zu sein, denn erstens ist oftmals nicht die ganze Kapsel kompostierbar (z.B. der Deckel aus Plastik), zweitens werden die ca. 6 Gramm Kaffee von 4-5 Gramm Kapsel plus Umverpackung umgeben. Dieses Verhältnis ist derart schlecht, dass für wenig Kaffee viel Müll anfällt. Zudem: Die kompostierbaren Anteile zersetzen sich oftmals nicht so gut, wie es eigentlich sein sollten bzw. wird in manchen Kompostieranlagen Bio-Plastik (das kompostierbar ist) nicht erkannt und daher wie herkömmliches Plastik zum Restmüll eingeteilt und verbrannt. (Quelle: https://www.duh.de/presse/pressemitteilungen/pressemitteilung/deutsche-umwelthilfe-und-bundesguetegemeinschaft-kompost-kritisieren-greenwashing-mit-biologisch-abba/)
  • Kaffeepads: Bei diesen stellt die Verpackung der Pads das größere Problem dar. Der Pad selbst darf zwar in den Bio-Müll wandern, aber 0,8 Verpackungsmüll kommt pro Pad dazu… Kaffeepads sind somit schädlicher für die Umwelt als Filtertüten. Denn:
  • Kaffeefiltertüten: Dieser Klassiker in der Kaffeeherstellung kann komplett im Biomüll oder im Komposthaufen entsorgt werden und verrottet dort.

 

Fazit

  • Filterkaffee ist die nachhaltigste Form des Kaffeezubereitens.
  • Auf Platz zwei landen die Kaffeevollautomaten.
  • Wenn man zu „Einzelportionen“ greift, sind Pads weniger umweltschädlich als Kapseln.
  • Bei den Kapseln kommt es dann auf deren Verpackung und das Material drauf an. Aluminiumkapseln sind Kunststoffkapseln nur dann ebenbürtig, wenn sie richtig recycelt. werden.

 

Doch ein Faktor betrifft alle Zubereitungsarten: Der Kaffeeanbau selbst ist sehr umweltbelastend!

Teilweise muss Urwald gerodet werden, damit Platz für den Anbau von Kaffee da ist, Düngemittel und Pestizide werden eingesetzt, belasten das Grundwasser und verringern die Artenvielfalt.

Übrigens verursacht Bio-Kaffee deutlich weniger CO2 beim Anbei: Während bei konventioneller Landwirtschaft pro 1 kg Kaffeebohnen 0,26 bis 0,67 kg CO2 entsteht, sind es bei biologischem Anbau nur 0,12 bis 0,52 kg CO2. Der höhere Fußabdruck von konventionell hergestelltem Kaffee entsteht durch die Verwendung von Mineraldüngern und chemisch-synthetischen Pestiziden. (Quelle:  https://greenpeace.at/uploads/2022/07/greenpeacemarktcheck_factsheet_kaffee_feb2021.pdf).

Dennoch ist eines beim Kaffeeanbau auch bei biologischer Landwirtschaft problematisch: Der Wasserverbrauch beim Kaffeeanbau ist sehr hoch! Für den Anbau von 1 kg Röstkaffee werden 21.000 Liter Wasser benötigt! Pro Tasse sind das mehr als 130 Liter! Hier schneidet übrigens Tee deutlich besser ab, denn 0,25 Liter Tee, also ca. 1 Tasse, benötigt in der Produktion nur 30 Liter Wasser.

Daher spielt es bei den Zubereitungsarten auch eine Rolle, wie viel Kaffee pro Tasse verbraucht wird. Hier sammeln die Kapselmaschinen Pluspunkte, da sie eine sehr sparsame Portionierung aufweisen. Hingegen kommt es bei Filtermaschinen durchaus zu deutlicher Überproportionierung. Mehrwertkapseln könnten daher eine sehr ökologische Kaffeezubereitungsvariante sein, hier gibt es derzeit allerdings noch wenige Angebote am Markt. Vielleicht ändert sich dies ja in den nächsten Jahren…

Einen Faktor der schlechten Kaffee-Ökobilanz können wir allerdings nur sehr schwer verändern: Die langen Transportwege von den Kaffeeplantagen in Südameria, Afrika und Südostasien. Allein der Transport des Kaffees erzeugt sehr viel CO2-Ausstoß, dazu kommen Lagerung und Röstung. Also ab und zu mal auf einen Kaffee zu verzichten, wäre auch eine Verbesserung ihrer persönlichen Ökobilanz, ganz unabhängig von der Zubereitungsart!